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  Testudograecanabeulensis
 




Tunesische Landschildkröte (Testudo graeca nabeulensis)


Man sollte bei der Haltung von Testudo graeca nabeulensis wirklich zwischen Deutschen Nachzuchten und eventuell doch sehr auffälligen, zum Teil heiklen und anfälligen Wildfängen (z.B. Urlaubsmitbringseln), unterscheiden.

Leider kaufen immer noch Touristen auf irgendwelchen Nordafrikanischen Märkten z.B. Tunesien, Ägypten oder auch Marokko kleine Schildkröten um sie nach dem Urlaub ins Heimatland zu schmuggeln. Auch wenn die Tiere auf den Märkten zum Teil unter abartigen Bedingungen angeboten werden, ist ein Kauf keine Rettung!!!!

Man unterstützt dadurch nur den Handel und das weitere Absammeln von kleinen Wildfängen, womit sich einheimische Bauern oder Kinder ein Zubrot verdienen.

Aber nicht nur aus artenschutzrechtlichen und tierschutzrechtlichen Gesichtspunkten ist so ein Schmuggel totaler Blödsinn, sondern auch aus persönlichen Gesichtspunkten. Sämtliche Testudoarten sind mittlerweile in Deutschland gut als Nachzuchten zu relativ günstigen Preisen zwischen 80-150 Euro zu bekommen. Auch nordafrikanische Testudo graeca. Mit unter muss man mit Wartezeiten rechnen oder auch mal einen längeren Weg zum Züchter auf sich nehmen, aber es gibt doch einige, wo ein ran kommen kein Problem ist. Meist sind die schmuggelnden Touristen auch noch Laien. Man hätte also in Deutschland beim jeweiligen Züchter erst mal die Möglichkeit sich über die Haltung zu informieren und sich das Vorort auch mal anzuschauen. So riskieren jedes Jahr aufs neue Touristen beim Zoll sich eine Menge Ärger einzuhandeln. Die Tiere werden beschlagnahmt und es drohen mittlerweile doch erhebliche Geldstrafen.

Zu recht! Dummheit (Unwissenheit) schützt vor Strafe nicht!

Die Tiere sind wie alle Testudoarten in Europa nach Anhang A geschützt. Benötigen somit eine EU-Vermarktungsgenehmigung mit Fotodokumentation. Einfuhren aus dem Drittland sogar eine Einfuhrgenehmigung. Jeder Handel oder Einfuhr mit Tieren ohne entsprechende Papieren ist somit illegal.

Für solche Wildfänge ist es ebenfalls meist der "Supergau". Gut gemeint, ist meist leider nicht gut gemacht. Solche Wildfänge sind meist durch die vorangegangene Zeit (z.B. Absammeln, Aufenthalt auf dem Markt, etc.) sehr gestresst, meist völlig dehydriert und mit hochgradigen Parasitenbefall. Eigentlich gehören solche Tiere dann in absolut erfahrene Hände und vermutlich auch erst mal auf direkten Weg zu einem erfahrenen Tierarzt.

Die Tiere sitzen dann aber erst mal bei unerfahrenen Leuten, in völlig indiskutablen Haltungen und Bedingungen ohne anständige Technik, gutes Futter, Beleuchtung, u.s.w. Hat das Tier Glück, erkennen diese Leute recht schnell, dass sie völlig überfordert sind und holen sich bei erfahrenen Haltern, Foren, Tierarzt oder sonst wem Hilfe oder geben die Tiere bei entsprechenden Stellen ab. Hat das jeweilige Tier Pech stirbt es dort oder wird aus Angst vor Strafe auch noch irgendwo ausgesetzt.

Solche Tiere, die dann auch meist in Tierheimen oder Auffangstationen sitzen, verdankt diese Art ihren heiklen Ruf, der bei gesunden deutschen Nachzuchten meist völlig zu unrecht so verschrien ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass leider auch Literatur Mangelware ist. Die Haltungsbeschreibungen im Netz sind meist auf diese Urlaubsmitbringsel konzipiert. Ich habe auch 3 Jahre rumprobiert und mich letztendlich von meinem Tierarzt und auch anderen Haltern überzeugen lassen, doch von der ein oder anderen Ansicht abzurücken.




Ich habe aber nun auch das Glück ein sehr gesundes völlig unproblematisches Kerlchen zu haben und dazu noch eine begünstigte Wohngegend. Wie sehr meine Haltung auf andere übertragbar ist, muss jeder selber rausfinden.

Meine aktuelle Haltung:

Das Tier ist seit 08/2009 bei mir.

Geschlecht: männlich
Alter: laut Papieren 1994
Gewicht: um die 300 g






Außenhaltung:

Ich halte mein Testudo gracea nabeulensis Männchen ab April/Mai im Garten mit einem 16 mm Frühbeet und einem Außengehege. Das Frühbeet hat die Maße 2 x1 m und das Außengehege hat noch mal so 5 qm.

Wer meint, was braucht so eine kleine Schildkröte so ein großes Frühbeet für sich alleine, der irrt sich. Ich war damals heilfroh, dass ich die Maße so gewählt habe. Er hält sich doch überwiegend darin auf, selbst im Hochsommer. Auch nachts treffe ich ihn nie im Freigehege an. Regen und feuchten Boden meidet er.

Meine Testudo hermanni boettgeris bekommt man dagegen außer im frühen Frühjahr und späten Herbst kaum noch in die Frühbeete rein. Sie halten sich überwiegend draußen auf.

Bei der Außenhaltung sollte also mehr Wert auf das Frühbeet bzw. Gewächshaus gelegt werden als auf das Freigehege. Das Freigehege wird aber trotzdem ausgesprochen gerne für Ausflüge und zur Futtersuche genutzt.

Ansonsten läuft das ganze überwiegend techniklos. Bei sehr ungünstigen Klima und Wetterbedingungen besteht aber natürlich die Möglichkeit sowohl Elsteinstrahler und Wärmelampe zu installieren bzw. laufen zu lassen. Beim Einsatz von Technik muss unbedingt wieder die eigene Wohnlage und das eigene Klima berücksichtigt werden. Was bei mir so ohne weiteres funktioniert, kann woanders wieder ganz anders aussehen.




Für die Luftfeuchtigkeit habe ich eine rechteckige Mörtelwanne im Frühbeet eingegraben, die mit Wasser befüllt ist. Eignet sich zum Teil noch ganz gut als Pflanzenzucht für die Schmuckschildkröten oder mal als Notbehelf (wie z.B. die kleinen Emys orbicularis) im Frühjahr nach der Winterruhe.

Auch die Pflanzen wie Lavendel & Co gieße ich abends für feuchte Stellen. Den restlichen Boden lasse ich allerdings trocken. Über der Erde habe ich Splitt, Sand, Muschelgrit, etc. verteilt. An den Pflanzen sind dann feuchtere erdige Stellen auch tagsüber. Eingraben tut er sich nicht. Auch ein Unterschlupf in Form einer Korkröhre wird ignoriert. Er vekriecht sich lieber unter den buschigen Pflanzen. Durch die Panzerfärbung und die geringe Größe ist er zum Teil echt schwierig zu finden. Er sitzt direkt vor einem und man findet ihn doch nicht.

Neuanlage:




Die Einzäunung besteht aus 30 cm Rasenkanten, die eingegraben wurden. Ähnlich wie ein Zoograben.




Nach kurzer Zeit sah es dann so aus...




Frühbeet bei Neuanlage:







Der Eingang hat mit durchsichtiger PVC-Folie einen Lamettenvorhang, der verhindern soll, das zu viel Kälte von draußen rein kommt.






Das Außengehege ist auch viel mit Splitt, Muschelgritt und kleinen verlegten Steinen ausgelegt. Bepflanzt ist es mit diversen Futterpflanzen, Malven, Hibiskus, Gartenyucca, Himbeersträuchern, auch größeren Disteln oder Taubnesselbüsche (leider die totale Plage). Extra pflanzen würde ich sie nicht. Das Außengehege sollte buschig mit immer offenen trockenen Sonnenplätzen sein. Die Tiere sitzen und bewegen sich doch eher im Schutz von oben und selten wirklich auf offenen Flächen.

Das Kerlchen bleibt dann bis Ende November draußen und geht dann noch mal in den Keller. (mehr dazu unter Winterruhe)

Innenhaltung: 


Bei mir ist das Testudo graeca nabeulensis Männchen von Mitte Januar bis April/Mai in einem OSB-Innenterrarium.

Maße: 2 m x 1 m x 0,80 m

Geachtet wurde auf eine doch recht große Grundfläche aufgrund des langen Terrariumaufenthalts.




Beleuchtet wird das ganze mit einer Lucky reptile bright sun desert 70 W und einer 120 cm langen Tageslichtröhre (z.B. Philipps). Alternativ gehen auch weitere HQI-Strahler. Man sollte aber doch auf eine flächige Ausleuchtung achten. Bei so großen Terrarien finde ich das mit Strahlern schwierig oder es müssen entsprechend viele angebracht werden.  Das Leuchtmittel wird pro Saison gewechselt. Auch die Röhre, da die Lichtqualität nach einigen Monaten doch zu Wünschen übrig lässt. Bei 3 Euro das Stück braucht man meiner Meinung nach gerade mit der Röhre nicht rumgeizen.




Ein Luftvernebler, gesteuert über ein Hydrostat, sorgt für entsprechende Luftfeuchtigkeit (ca. 60-70 %). Bei Rotznasenkandidaten würde ich höher gehen. (70-90%) Andere Halter haben da auch schon gute Erfahrung mit aufsalzen gemacht.  Die Tiere kommen ursprünglich aus Küstenregionen. Sind also an eine gewisse salzige hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnt. Ich persönliche finde es schwierig die Dosierung zu wählen. Bei Tiere ohne Probleme würde ich in jedem Fall drauf verzichten. Alternativ geht auch mehrmals täglich sprühen mit einer Sprühflasche für Pflanzen.

Gerade Wildfänge tun sich hier mit zu trockener Luft sehr schwer. Man sollte aber gerade bei solchen Tieren eventuell auch mal auf Mykoplasmen testen lassen. Sie sind bei Wildfängen von Testudo graeca doch recht häufig. Im Habitat und bei guter Haltung sind die Tiere trotzdem recht unauffällig und leben gut damit. Stresssituationen wie Ortswechsel, nicht eingelebtes Wildtier, Gruppenstress, etc. können aber wieder zu Problemen mit Rotznasen führen und die Geschichte akut werden lassen.

Nur weil die Tiere aus heißen eher wüstenartigen Gebieten kommen, heißt es nicht, dass es dort Staub trocken ist. Im Gegenteil. Der Luftfeuchtigkeit ist Rechnung zu tragen.

Natürlich sollte auch immer eine Trink- und Badeschale mit frischem Wasser zur Verfügung stehen. Z.B. Tonuntersetzer für Pflanzen. Die Größe sollte der Schildkröte angepasst sein. Die Schildkröte sollte die Möglichkeit haben, sich komplett reinzusetzen. Bei kleinen Jungtieren kann man den Untergrund mit Kies oder ähnlichem etwas griffiger und weniger tief gestalten.


Nachzuchten sind ähnlich wie Europäische Landschildkröten eher unempfindlich. Etwas wärmer wie Europäer würde ich sie aber schon halten.

Das Terrarium ist natürlich entsprechend mit Steinen, Ästen, etc. strukturiert. Der Bodengrund besteht aus einem Sand-Lehmpulver-Erdgemisch.



Ernährung:

Wie schon angesprochen, kommen diese Tiere aus sehr kragen Gebieten. (Wenn man die künstlichen mit Landwirtschaft betriebenen und künstlich bewässerten Gebiete mal außen vor lässt) Manch einer würde sich wundern, dass die Tiere dort überhaupt was zu fressen finden.




Bei mir kann das Tier in der Freilandsaison frische Wildkräuter fressen wie es möchte. Im Sommer wird das Gehege an sich schon karger (trocknet aus) und es bleiben meist nur noch die ungeliebten Pflanzen übrig. Groß zufüttern, tue ich in der Zeit nicht. Agrobs werden immer mal angeboten. Sie werden ganz gut genommen.




Die Terrariumhaltung ist bei mir nach kurzem Anfüttern eher die karge Zeit. Es gibt überwiegend getrocknete Kräuter und Blüten, eingeweichte Agrobs und vereinzelt Wildkräuter (wenn man was findet) und ggf. noch Salate, geraspelte Möhren, Zucchini, Pilze. Salate & Co wirklich nur in der Zeit, wenn sonst nichts draußen zu finden ist. Meist so Januar und Februar. Sie bringen neben dem getrockneten Kräutern und Agrobs 1-2 Mal die Woche etwas Abwechslung rein.

Natürlich sollte wie bei allen Schildkröten, gerade bei Jungtieren in der Wachstumsphase und adulten eierlegenden Weibchen immer eine Kalkquelle zur Verfügung stehen in Form von Sepia, Algenkalkpulver oder ähnlichem. Bei meinem adulten Männchen liegt zwar auch eine Sepiaschale mit im Gehege oder Terrarium rum. Sie wird aber eigentlich nicht angerührt. Wozu auch? Das Männchen produziert weder Eier, noch wächst er großartig. Ein vermehrter Kalkbedarf kann also gar nicht vorhanden sein. Der Kalkbedarf bei adulten Männchen dürfte über die Futterpflanzen weitestgehend gedeckt sein. 




Winterruhe (Hibernation):


Ich muss zugeben, bei mir hat er die ersten 2 Jahre keine Winterruhe gemacht. Nachdem eine Halterin von marokkanischen Testudo graeca und mein Tierarzt vermehrt auf mich einredeten und immer mehr Beispiele auftauchten, das auch nordafrikanische Testudo graeca und ganz speziell auch Testudo graeca nabeulensis doch mit einer Winterruhe klar kommen, hatte ich mich auch dazu entschlossen.

Wie schon erwähnt, bleibt er bis Ende November draußen wie ich es auch mit Testudo hermanni mache. Dann geht er noch mal für 6 Wochen in den Keller wie die Griechen bei um die 5 Grad. Somit hatte er fast eine 10 wöchige Ruhe.

Ich kenne auch Halter, die die Tiere ganzjährig im Gewächshaus halten und somit das ganze schon fast der Haltung von Europäern gleicht mit bisschen mehr zuheizen und ca. 3 Monaten Winterruhe.

Sommer- bzw. Trockenruhe (Aestivation):

Da ich mich nun für die Winterruhe entschieden habe, verzichte ich auf eine Trockenruhe. Die wenigen Monate im Sommer sind mir einfach zu schade, dass er irgendwo Wochen lang schläft. Mein Frühbeet hat bei ihm extra keinen automatischen Frühbeetöffner. (Vorsicht vor Überhitzung eventuell bei Jungtieren und nicht eingewöhnten Tieren!!!!)

Zum Teil wird es in dem Frühbeet tagsüber locker zwischen 40-50 Grad, was er aushält und scheinbar auch aufsucht. Er könnte ja raus ins Freigehege gehen. Er sitzt dann meist unter einem Lavendel, Salbei oder ähnlichem im Schatten. Diese Temperaturen alleine scheinen nicht auszureichen um ihn in eine Trockenruhe zu bekommen.

Vermutlich spielt Wasserentzug und auch der Entzug von frischem Futter eine große Rolle. Er brütet zwar bei diesen hohen Temperaturen deutlich inaktiver tagsüber. Morgens und abends ist er aber im Freigehege unterwegs und frisst auch. Von einer richtigen Trockenruhe kann also keine Rede sein. Die meisten die ich kenne, die Tiere in eine Trockenruhe kriegen wollen, holen die Tiere rein ins Terrarium und heizen dort ordentlich.

Wie man es macht, ist mir letztendlich gleichgültig. Irgendeine Art von Ruhe sollte man aber meiner Meinung schon machen. Entweder Winterruhe oder Trockenruhe. Gleichmäßig warm das ganze Jahr ist unnatürlich und hat auch gesundheitliche Nachteile wie z.B. eine Fettleber die zwecks fehlender Ruhe nicht mehr abgebaut wird. Auch für den Hormonhaushalt dürfte es ähnlich wie bei Testudo hermanni und anderen gängigen Arten eine Rolle spielen.

Fazit:

Man sollte sich schon ein wenig mit Klimadaten und Habitat auseinandersetzen und dann wiederrum schauen, wie sind meine Gegebenheiten und was muss ich tun, um gute Bedingungen zu schaffen.

Sind die Grundbedürfnisse gewährleistet, sind es robuste, aktive und interessante kleine Pfleglinge.



Seit dem 14.10.2012 ist noch eine kleine Rasselbande von 3 Nachzuchten 2012 eingezogen.







 
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